Bike & Car Storys

Das Johannesburg Trio

Oft hört man von Menschen jenseits der 65er Grenze, die sich mit dem schauen der Sportschau und regelmäßigem Essen zufrieden geben, nicht jedoch diese drei Herren aus Alberton bei Johannesburg. Die drei sind gehören zu den Gründungs- Mitgliedern des 1972 gegründeten „The Reef Street Rod Club“ und fühlen sich so gar nicht als Rentner. Nicht nur dass sie sich regelmäßig treffen und cruisen, sie schrauben, trotzdem einige der Herren die 70 schon überschritten haben, an ihren Cars und neuen Projekten.

Doch nun der Reihe nach; bei meinem ersten Besuch des South Afrika Bike Festivals 2017 lernte ich Malcom Powrie kennen, der mir in seiner Lagerhalle einen noch ziemlich in Einzelteilen zerlegten Chevrolet Impala von 1958 und eine Sammlung alter Bikes zeigte. Bei einem Brei, was dort so viel wie BBQ bedeutet, erzählte er von dem Impala und seinen Kumpels. Er fand das Auto auf einer Farm und verliebte sich direkt in seinen Jugendtraum, mit dem Plan eine Vollrestauration zu durchzuführen. Seine Kumpels, Dave Corbrett, dem der 1956 Bel Air gehört und der begnadete Blechner Harry Corbrett, der seinen gechoppten Two Door Sedan als Daily Driver einsetzt, boten ihm direkt Hilfe an und so begann die Restauration. Ein Jahr später traf ich das Trio, gesund und munter wie immer bei ihrem wöchentlichen Rentner Breakfast und der Impala strahlte in neuem Glanz. Wir drehten eine Runde und das Trio erzählte mit etwas über ihre Autos. Malcom fand wie schon erwähnt den Impala in einem Dorf und das verrostete Stück Auto hatte weder Motor noch Sitze oder Teppich.

Er zerlegte und strahlte sämtliche Teile, während er sich auf die Suche nach Teilen begab. Er fand einen passenden Motor, die Sitzkonstruktionen sowie einige Teile des Dachs. Zum Glück waren alle Instrumente und Chromteile vorhanden, die er überholte und die Zierleisten mit seinem Kumpel wieder in Form brachte. Motor und Getriebe erhielten eine komplette Überholung und auch die Bremsanlage wurde komplett erneuert. Sein Augenmerk lag darauf, möglichst viele Originalteile zu finden und alle vorhanden Teile zu restaurieren, um die Kosten im Rahmen zu halten. Nach insgesamt 3 Jahren, stand der Impala selbst restauriert und lackiert in einem top Zustand in der Lagerhalle, um wieder das Licht der Welt zu erblicken. Malcom sagte, dass einige Zierleisten und andere Teile nicht wie „neu“ aussehen, dafür habe er die alten Parts gerettet und so gut wie möglich wieder in Form gebracht, was dem Trio ziemlich gut gelungen ist.

Der Bel Air von Dave  ist schon etwas länger auf den Strassen Südafrikas unterwegs. Er fand das Auto 1978 in einem verrosteten, aber kompletten Zustand und restaurierte es Ende der 70er Jahre komplett. Da er Gründungsmitglied des Street Rod Clubs ist, musste der Bel Air natürlich etwas aufgeblasen werden und so bekam er schon damals 235er Reifen im Heck und 195er Reifen an der Front montiert. Angetrieben wir der Klassiker von einem 350er Motor mit Aluköpfen, scharfer Nockenwelle und Headers, die das Abgas über einen 3“ Edelstahl- Auspuff in freie leiten. Der Motorraum ist gecleant und mit einem 80er Jahre Airbrush versehen.  Im Innenraum ist bis auf einige moderne Instrumente alles Original und seit der Restauration nur gereinigt worden. Auch er sagte uns mit einem grinsen im Gesicht, dass natürlich nicht alles zu 100% Original ist, aber damals und auch heute muss man halt etwas improvisieren und wichtig ist, das der Oldie fährt und man Spass haben kann. Etwas radikaler als seine Kumpels, ging Harry, der Gründer des Clubs zur Sache.

Er fand irgendwann in den 70ern einen 1950er Ford Sport Sedan mit Heckschaden und ohne Motor. Für ihn eine ideale Basis für einen echten Street Rod. In 100%iger Eigenarbeit wuchs das Projekt mit einer Arbeitszeit von über 2000 Stunden zu seinem Street Rod. Er machte aus dem 5 Window Coupe ein 3 Window Coupe, choppte das Dach, verlängerte die Türen und fertigte passende Scheiben und Dichtungen an. Nun ist es in SA nicht wie hier, dass es an jeder Strassenecke diverse Parts zu kaufen gibt und diverse Drehhereien oder Metallverarbeitende Buden mit CNC Maschinen stehen und so war Einfallsreichtum gefragt. Er verbaute Achsen aus einem alten Holden, verpflanzte ein 350er Chevy Motor in die Karosserie und frenchte die Heckleuchten und Scheinwerfer. Neben elektrischen Fensterhebern und einer Remote Türöffnung verbaute er schon damals ein Soundsystem und viele Gimmicks. Inzwischen hat der Zahn der Zeit etwas an dem Coupe genagt, doch Harry benutzt in Sommer wie Winter als Daily Driver. Auf meine Frage, warum er den Candylack nicht einmal ausbessert, gingen wir auf Harrys Grundstück, auf dem ein Ford T, eine Corvette C2 sowie einige andere Schätzchen in unrestauriertem Zustand herumstanden. An meinem Blick machte er wohl fest, dass ich fragen wollte, was die Herren bitte damit wollen und nahm die Antwort vorweg. „Pass mal auf junger Freund, alles was hier steht, wollen wir eines Tages nochmal fahren und deshalb kümmern wir uns um neue Projekte, wir sind schließlich keine alten Männer und haben eine Aufgabe, wir bringen alte Autos zurück ins Leben und solange wir das tun, werden wir auch nicht alt“. Der Tag endete bei einem Drink im Haus von Dave, mit der wohl größten Sammlung an Modellautos die je gesehen habe und der Erkenntnis, daß etwas dran ist; wer rastet der rostet und diese 3 Kerle haben noch nicht einmal einen Rostansatz, obwohl sie alle die 60 und 70 schon lange hinter sich gelassen haben.

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