Bike & Car Storys

Twin Sisters 1926

Schon in den Zwanziger Jahren, produzierte man bei Harley- Davidson recht dicke Brummer und so hatten die V Twins schon damals 1000 bzw. 1200 ccm. Lange ist es her, als die beiden Bikes die Werkhallen in Milwaukee verließen und man getrost noch von einer Werkhalle sprechen, denn bei einer Gesamtproduktionszahl von 13293 Twins und 7737 Singles ist es zwar kein Kleinunternehmen mehr, jedoch weit von den heutigen Zahlen entfernt. Es wurden schon Bikes in über 100 Länder geliefert und in den Hallen waren mehr als 1500 Mitarbeiter beschäftigt. Die beiden Schwestern von 1926 hören auf die Namen 26F und 26J aus dem gleichen Produktionsjahr. Technisch ist die Schwarze (26J) Schwester sehr nahe an der Grünen (26F) doch im Detail unterscheiden sie sich schon.

Den Umstand, dass diese beiden Bikes heute noch absolut fahrbereit sind, verdanken sie zum einen recht guter Pflege und Fahrern, die sie im Laufe der letzten 83 Jahre nicht geschrottet haben und dem Team von Harley- Davidson Breitenfelde. Björn, der Inhaber ist nicht nur begeisterter Fan von alten V-Twins, sondern kann durch alte Familienbande nach Dänemark immer wieder einmal eines der alten Stücke abgreifen. Schön eben wenn Vater und Großvater auch schon den Harley Virus im Blut hatten und nun schon Kontakte in zweiter Generation gepflegt werden. Natürlich kommen die Bikes nicht in diesem fahrbereiten Zustand nach Schleswig Holstein, sondern müssen teils mehr oder weniger aufwendig aufgearbeitet werden.

Durch das Fachwissen und die guten Kontakte in die USA, ist Björn jedoch in der Lage, die Bikes recht originalgetreu zu restaurieren, wobei er nach eigener Aussage kein 100 prozentiger Originalfetischist ist, sondern auch schon mal das eine oder andere Nachbauteil verwendet und sogar damals nicht übliche Vorderrad Bremsen nachrüstet. Schließlich leben wir nicht mehr im Jahr 1926, wo der Verkehr bei weitem nicht die heutigen Ausmaße hatte. Aber auch schon damals stand eine Wirtschaftskrise bevor und wenn man bedenkt, das die Bikes zu der Zeit rund 300- 400 US$ gekostet haben, ist das sicherlich gar keine so schlechte Wertanlage, auf der man zudem auch noch fahren kann.Bei beiden Bikes handelt es sich wie schon erwähnt, um Baujahr 1926 mit jeweils einem 1000ccm V2, der wechselgesteuert ist. Beide Bikes leisten ca. 20 PS, was zu der Zeit zum Sieg bei vielen Langstrecken und Zuverlässigkeits- Rennen gereicht hat.

Heute kann man mit den Bikes eine Geschwindigkeit von ca. 90 Km/h erreichen, wobei das angenehme Reisetempo bei 75 Km/h liegt. Übrigens entstanden auch zu dieser Zeit die heutzutage so genannten Bobber, da bekannter weise in den USA die Prohibition herrschte und die Harleys bevorzugte Schmugglerbikes waren. Da die Polizei, die schon damals von einem eigenen Flottenverkauf bei Harley bedient wurde, die gleiche Bikes fuhr, mussten die Schmuggler einfach schneller sein. Nun war ein aufwendiges Motortuning noch nicht möglich und so beschränkte man sich auf die Variante der Gewichtsreduzierung und montierte alles überflüssige vom Bike ab. Die Bikes waren, wie hier auch zu sehen ist, in zwei Versionen erhältlich, von denen die Schwarze bereits über ein 6 Volt Bordnetz verfügte, welches die Beleuchtung und die Zündung speist. Das Grüne Model verfügt über eine nachgerüstete Gasanlage, die jedoch nicht zum Antrieb des Motors montiert wurde. Die Serienausstattung sah keine Beleuchtung bei den Bikes vor, und so blieb nur die Nachrüstung der heute noch funktionsfähigen Gasbeleuchtung, die sogar in den Deutschen Papieren als Belcuchtung zugelassen ist.

Überhaupt waren die Bikes sehr spartanisch ausgestattet, doch Harley verfügte über eine gut sortierte Aufpreisliste für Sonderausstattungen. So waren zu dem hinteren Ständer, Seitenständer verfügbar, die Polizei konnte Windshields bestellen, ein Tacho stand in der Aufpreisliste und man höre und staune, sogar eine Vorderradbremse war in den „Options“ aufgeführt. Bei den 26er Modellen gab es zudem einige technische und optische Neuerungen. Breitere Fender hielten Einzug in die Serienproduktion, das so genannte Zündungspanel wurde werksseitig montiert und es gab ein manuelles Soundmanagement, was heute von einigen Lieferanten als Erfindung des 21. Jahrhunderts gepriesen wird. Man konnte mit dem Fuß eine Klappe vor den Schalldämpfern öffnen und schließen, was sowohl den Sound als auch die Leistungsentfaltung nachhaltig beeinflusste.

Unsere beiden Schwestern, die schon im Werk für den Export gebaut wurden und direkt in Schweden landeten, haben eine Vollrestauration hinter sich, die natürlich im eigenen Hause bei Harley Breitenfelde durchgeführt wurde. Neben dem Aufarbeiten von Rahmen, Felgen und nahezu allen Anbauteilen, stellt die Restauration jeden Menschen vor eine ganz besondere Aufgabe. Der Motor ist bei den Bikes mit einem so genannten Topfzylinder ausgestattet, bei dem Zylinder und Zylinderköpfe aus einem Stück gefertigt sind. Da der Zahn der Zeit, gern die kompletten Kühlrippen abnagt, bleibt oft nur eine extrem Aufwendige Reproduktion der Rippen, oder man hat das unverschämte Glück, auf einem der Teilemärkte in den USA eines der begehrten Stücke zu ergattern.

Da Björn und sein Team ihr Hobby und den Beruf gut verbinden können, zählen die Schleswig Holsteiner mit Sicherheit zu einer der ersten Adressen, wenn es um historische Harleys geht. Wenn man also irgendwo zwischen Kiel und Hamburg einen alten Ofen mit Gasbeleuchtung durch die Dämmerung knattern hört, ist Björn wahrscheinlich wieder einmal auf einem seiner ausgedehnten Probefahrten oder Sonntagstouren. Schließlich waren die Bikes schon damals zuverlässig und es gibt keinen Grund, warum sie nicht heute auch 1000 Kilometer am Stück fahren sollten, auch wenn es etwas länger dauert.

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