Sylt, die Insel auf der tagsüber die schönen und reichen flaniern und wenn die Dunkelheit anbricht wahrscheinlich mehr Champagnerflaschen geköpft werden, als irgendwo anders auf der Welt.
Während das Straßenbild der Insel durch moderne Schlitten von Schlage eines Ferrari, Porsche und Bentley geprägt ist, was bei einem Straßennetz von der Größe einer Go Kart Bahn auch richtig Sinn macht, fällt dieser Challenger dort auf, wie eine Lila Kuh auf der Wiese.
Der Dodge Challenger, ein Modell mit einer verdammt langen Geschichte gilt sicherlich als einer der Letzten Vertreter der echten Musclecars. Das Modell basiert im Grunde auf dem schon 1964 vorgestellten Plymouth Barracuda, dessen Produktion 1968 mit der zweiten Generation in die nächste Runde ging. Die dritte „Cuda“ Generation war 1970 dann auch gleichzeitig die Geburtsstunde des Dodge Challenger, der weitgehend Baugleich mit dem Barracuda war. Der Challenger war als Standart, Challenger SE, Challenger R/T und als absoluter Hammer, als Challenger T/A, dem Homologationsmodell für die Trans-Am Series, erhältlich.
Der gelbe Challenger von Andre´ stammt aus dem Jahre 1973, in dem insgesamt noch 32.596 Fahrzeuge produziert wurden, während im Folgejahr nur noch 16437 Challenger an den Man gebracht wurden, was auch den Untergang der Serie bedeutete. Die Fraktion der Musclecarfans war 1973 nicht erfreut darüber, dass die Motorisierung mit dem 340cui Motor, der am Jahresende durch einen 360er ersetzt wurde immer noch bei 240, bzw. rund 260 Netto-PS lag.
Das war auch Ande´ zu wenig, der seinen Challenger im Sommer 2002 aus dem Internet kaufte und wie leider so oft, einen echten Haufen vor die Tür geliefert bekam. Nach kurzen Wutausbrüchen, die der Koch glücklicherweise nicht an seinen Gästen ausließ, machte er eine Bestandsaufnahme, die nicht gerade rosig ausfiel. Zuerst sammelte er fast ein Jahr lang Teile zusammen, um das Auto legal mit neuer Bauratabnahme fahren zu dürfen.. Danach fuhr Andre´ den Challenger erst einmal eine einem halbrestaurierten Zustand, aber so richtig konnte er sich weder mit der Lackierung, noch mit dem Gesamtzustand anfreunden. Andre’ hatte ganz bestimmte Vorstellungen von „seinem“ Dodge. Die ersten Kilometer mit etlichen Problemen, brachten dann auch ans Licht, dass dieses Projekt zu heftig für die heimische Garage ist und so mussten Freunde und Fachleute ran, um seinen Traumwagen wieder fit zu machen. Während die Karosserie und Lackarbeiten auf der Nordseeinsel erledigt wurden, wurde die Technik bei den Engelage Bros. in Bremen auf Vordermann gebracht.
Ein vernünftig überarbeiteter Mopar Magnum Motor mit 360cui und inzwischen ca. 390 PS befeuert den ursprünglich in Braun ausgelieferten Challenger nun, was eine komplette Restaurierung des Fahrwerkes nach sich zog. Zusätzlich wurde eine Zahnstangenlenkung montiert und das Sperrdifferenzial komplett überholt, um die Leistung auf die Strasse zu bringen. Ein Satz American Racing Felgen mit 225 er Bereifung an der Vorderachse und 255er Gummis an der Hinterachse, sollten seinem Projekt auch optisch die notwendige Sportlichkeit verleihen. Nach der Karosserierestauration, die darin gipfelte, den Charger in Gelb mit coolen Schwarzen Streifen zu lackieren, die den Racing- Style auch optisch perfektionieren, sollte der Innenraum so original wie möglich bleiben. Lediglich das Cockpit wurde in Wagenfarbe lackiert, während der Rest der Teile überholt wurde. Knapp 4 Jahre später war sein Dodge dann fertig und erscheint auf der Insel eben genau wie die Lila Kuh auf einer Wiese. Genau das ist es, was die Freude ausmacht etwas anders zu sein, als die Champagner schlürfenden Inselgäste, denen bei dem Sound des Hooker Competition Auspuff regelmäßig die Sektkorken aus den Flaschen fliegen.
Ein Jahr nach der Produktion dieses Musclecars verschwand der Name Challenger dann auch von der Bildfläche und wurde 1978 mit einem grausamen Auto auf Basis des Mitsubishi Galant missbraucht, was nicht nur Empörung hervorrief, sondern schon an eine Schlachtung der Legende erinnerte.
Als denn der neue Challenger als Prototyp in den USA auf Messen zu sehen war, und die Verkäufer schon Drohungen bekamen, diesen Prototyp doch zu verkaufen, war klar was kommen musste. Eine ziemlich würdige Auferstehung einer Legende und Vorbestellungen, fast wie zu Zeiten der legendären Präsentation des Mustang in den 60er Jahren.