Bei dem Begriff Gentleman Racer tauchen sofort Bergriffe wie Le Mans, Silverstone, Sir Stirling Moss, Steve Mc. Queen und andere legendäre Namen des Rennsports im geistigen Auge auf. Allesamt altgediente Rennstrecken oder Legenden des Rennsports, die noch echten Charakter hatten und die auf der Rennstrecke und auch abseits der Rennstrecke respektvoll miteinander umgingen und nicht mit Millionen von Dollars zugeschüttet wurden, wenn sie einige Rennen unter den ersten 3 beendeten.
Die meisten der altgedienten Fahrer greifen nicht mehr aktiv ins Lenkrad, doch gibt es überall auf der Welt Freunde der alten Rennwagen, welche die Rennen überlebt haben, oder liebevoll restauriert wurden. Glücklicherweise haben diese Männer den Drang, die Schmuckstücke auch gern in ihrem angedachten Geläuf auszuführen und geben mit den Autos auf vielen Veranstaltungen immer noch richtig Gas, denn das was man immer wieder hört ist, dass Fahrzeuge nie zu schade zum bewegen sind, sie können höchstens zu langsam sein. So ein Typ ist auch Günther aus Liechtenstein, der nicht nur auf Autos, sondern auch auf Bikes steht und bei Reini von der Bobber Garage einen Gentleman Racer auf zwei Rädern in Auftrag gab. Natürlich sollte das Bike aus einer Dekade stammen, als auch bei den Bikes noch nicht an Telemetrie, Mapping oder Computerauswertung der Rundenzeiten gedacht wurde. Günther der Auftraggeber ist selbst Designer und so wurde das Bike von Thöny Collection und der Bobber Garage gemeinsam entworfen. Reinis Idee war es, ein Bike aus alten Grundkomponenten zu bauen, die er mit neuen Parts aufpimpt, um nicht hören zu müssen, das der Ofen zu langsam ist, oder die Bremse schon nach der ersten Runde um den Block überhitzt.
So machte er sich an das Projekt, indem er einen 1949er Wishbone Rahmen suchte und überholte. Dazu grub er einen 1200er Panhead Motor aus, der technisch und optisch komplett überarbeitet wurde und ein neues Innenleben erhielt. Der SU Vergaser beatmet das Triebwerk mit geänderten Nockenwellen anständig und als Hommage an die alten Racecars erhielt das Bike einen Auspuff mit vier Auslässen. Da es beim Rennsport auf Gewicht ankommt und das gezielte Weglassen von allem Überflüssigen eine Kunst für sich ist, verzichtete Reini auf Front sowie Heckfender und baute die Fußrasten und Hebel aus einfachem Rundmaterial, welches stabil und Gewichtssparend ist. Dementsprechend benötigt man auch keinen Primärdeckel, sondern stellt die Technik des Primärantriebes so wie die Kupplung gern zur Schau. Die Springergabel stammt von 1948 und wurde ebenfalls überarbeitet und dünn beschichtet. Beim Tank wollten Reini und der Kunde an die alten Rennbikes von Harley erinnern und so entstand ein Tank aus zwei Teilen. Auf dem Rahmen sitzen Benzin und Öltank aus Stahl und als Cover baute die Bobber Garage eine Konstruktion aus Aluminium, die mit einem Lederriemen festgezurrt wird und in der die Elektrik Platz findet.
Für die Farbe und die Grafiken auf dem rohen Aluminium und auch auf der Unterkonstruktion zeigt sich Pfeil Design verantwortlich der es geschafft hat, mit minimalsten Mitteln den Stil und Charakter des Bikes zu unterstreichen. Die angesprochenen modernen Komponenten kommen bei der Bremsanlage zum Einsatz. Originale Bremsscheiben aus den 70ern wurden an die polierten Scheibenräder geschraubt und werden nun durch moderne RST 4 Kolben Bremssättel verzögert, was zwar nicht ganz stilecht, doch absolut sinnvoll ist, wenn die Gentleman auf der Rennstrecke mal wieder um einen Whisky und eine gute Zigarre wetten, wer denn nun der schnellere ist.